Sonntag, 22. Januar 2012

hele dag regen

C: „Kalter Regenwald“ - nun wird die Klimazone ihrem Namen gerecht. Und wir, in Sachen Regen auf dem Velo noch etwas grün hinter den Ohren, ziehen mal kurz ein dünnes Windjäckli über und sind natürlich bald pflotschnass. Die sandige Strasse lässt unsere Ketten „chrosen“ und die Bremsgriffe lassen sich nach jeder Abfahrt noch etwas mehr an den Anschlag ziehen. Zum Glück haben wir uns heute mal eine kurze Etappe und Morgen einen Ruhetag vorgenommen und so klopfen wir schon bald beim Casa Ludwig in Puyuhuapi an. Übrigens, so wie auf dem Bild hat sich das Haus tags drauf nur während 5 Minuten präsentiert, den Rest der Zeit, die wir dort verbrachten, hat es in Bindfäden geregnet.

Luisa Ludwig, die Tochter einer der 5 deutschen Freunde, die 1935 hierher in den Urwald ausgewandert waren und den Ort gegründet hatten, verfrachtet uns gleich in die Werkstatt, wo wir uns und unser Material trocknen können, bevor wir uns im gemütlichen Holzhaus und unserem Dachzimmerkämmerchen einnisten und uns in der hölzernen Stube aufwärmen. Das Dorf ist niedlich, aber ziemlich verschlafen – wir haben Mühe, ein Restaurant zu finden, das geöffnet hat und als wir dieses dann gefunden und gestürmt hatten und uns aus der Menuekarte etwas Schönes ausgesucht haben, meint der Kellner, es gebe nur Lachs mit Pommes. Für Daniela, die Fisch nicht gern hat, gibt’s halt nun Pommes ohne Lachs…
Den Ruhetag verbringen wir mit nicht vielem – ausschlafen, lesen und uns mental darauf vorbereiten, am nächsten Tag bei strömendem Regen loszufahren – und natürlich wieder: Essen suchen. Die Tiendas haben alle geschlossen – die Restaurants noch mehr und so landen wir wieder in unserem Restaurant vom Vortag. Nachdem wir mit dem Kellner auf Spanisch glaub‘s über die verschiedenen Kuchenarten gesprochen haben und einen bestellen möchten, meint er, es gäbe nur Lachs und Pommes – aha. Der Rest sei drum ausgegangen, da der Lastwagen mit den Lebensmitteln nur jeden Dienstag komme und diese Woche der Dienstag ein Feiertag war. 

Nun gut, dann eben Notprogramm: Brot backen mit unserem 1kg Reservemehl, das wir in Uyuni gekauft haben und das Corsin über 800km auf dem Velo durch die Wüste und den Regenwald mitgeschleppt hat und dessen von ihm gestellte Ultimatum eben diese Tage definitiv abläuft. Leider stellt sich heraus, dass Maismehl in Bolivien nicht gleich Maismehl in der Schweiz ist und sich daraus nur bedingt Pan-Brot herstellen lässt – und ein Kilo von den komischen Fladen ist dann schon auch gleich genug.
  



Und dann kommt die Stunde der Wahrheit – in einer Regenlücke schiessen wir vollbepackt aus der Werkstatt und biegen wieder auf das 4m breite und 1300km lange Kiesband ein, welches in dieser Region von Vorunsberadlern als Traumstrasse bezeichnet worden war.. Bald ist der Regen zurück und es giesst mehr oder weniger den ganzen Tag wie aus Kübeln – zum Schutz der Kameras gibt es von diesem Abschnitt auch nicht viele Fotos. Nachdem wir uns über angenehme Kehren auf einen 600m hohen Pass gekurbelt haben, begleitet uns ein Hagelgewitter während der gesamten Abfahrt und unsere Finger und Füsse sind trotz Winterhandschuhen dermassen durchgefroren, dass wir nix mehr spüren. Und wieder einmal pausieren wir in einer Bushaltestelle…

Weiter geht’s auf Asphalt – immerhin. Orte gibt es nicht viele auf dem Abschnitt und als wir in Villa Amengual - immer noch bei strömendem Regen – ankommen und die drei ersten Hostals des kleinen Kaffs alle voll sind, werden wir doch etwas unruhig und sehen uns schon fast unser Zelt im Regen aufstellen. Doch irgendwie finden wir doch noch ein trockenes Bett in einem kleinen Hostal – wo wir zwar die Kleider nicht im Zimmer trocknen dürfen, sondern diese draussen unter dem Vordach auskühlen lassen und am nächsten Tag nass anziehen müssen. Aber was soll‘s – immerhin ist es so warm, dass wir gegen Abend unsere Füsse wieder spüren und in der zweiten Nachthälfte auch irgendwann nicht mehr frieren. Ah ja, und zum Znacht gibt’s – richtig – Pollo!

Tags drauf ist’s dann zwar trocken und nur teilweise etwas nieslig, aber saukalt – in der Nacht hat es bis ca. 500m hinuntergeschneit. Wir haben uns heute eine kurze 60km-Etappe auf Asphalt vorgenommen. Aber als wir schon nach 3 Stunden in Manihuales ankommen, entscheiden wir uns doch noch etwas weiterzufahren und auf ein Cabana entlang der Strecke zu hoffen. Schon kurz darauf bläst uns ein mässiger Gegenwind entgegen und wir überlegen un,s ob wir nicht umkehren sollen – Daniela zieht aber mutig durch. 

Spezieller Belag...
Nun gut, das Cabana lässt auf sich warten und bei 100km meint ein Taxifahrer, es kämen Cabanas in 12km – diese sind aber voll – dann folgt der Campingplatz weitere 6km weiter, der ist schon zu. Wir müssen uns entscheiden: Wildcampen oder noch 30km bis Coihaique durchziehen? Wer uns kennt, weiss natürlich, was wir entschieden haben und so wird die kurze Etappe schlussendlich 150km und 8.5h lang – eine Etappe ganz nach Corsins Geschmack (aber auf Danielas Initiative – übrigens ihre (bis jetzt) längste Velotagestour in diesem Leben).

Die Tatsache, dass wir gerade zwei Etappen am Stück durchgezogen haben, beschert uns einen weiteren Ruhetag und wir machen einen gründlichen PD/ID: die Bikes erhalten teilweise neue Bremsbeläge und wir kaufen gleich noch Reservebeläge ein für den Fall, dass wir noch weitere Regentag erwischen. Unsere Sitzwunden werden gepflegt und im riesigen neuen Supermarkt verfallen wir kurz wieder dem Kaufrausch, was uns unter anderem ein Pack Lindorkugeln für CHF 12.- beschert  - OK, wenn wir den Preis vorher gewusst hätten, hätten wir darauf verzichtet, da die anscheinend von Europa eingeflogen werden…

Und zum Schluss müssen wir noch genügend Bargeld organisieren für die nächsten rund 2 Wochen – chilenische und argentinische Pesos – und unsere eisernen Reserven an amerikanischen Dollars wieder auffüllen. Und ja, lieber Herr Hildbrand, wenn Ihre Frau die Dollars in Chile gekauft hätte, dann wären Sie wohl heute noch im Amt beziehungsweise Ihre Frau noch immer mit Wechseln beschäftigt - bis wir unsere 200 Dollars hatten, wurden wir an 6 verschiedene Schalter verwiesen und die ganze Prozedur dauerte bei uns rund dreiviertel Stunden – hochgerechnet auf Ihre 504‘000 Dollar würden das dann 2 Jahre und 2 Monate dauern…

D: Bereits beim Losfahren schien die Sonne schon warm auf den Pelz, bzw. den Rücken. Corsin‘s Fernblau war nicht vom Himmel zu unterscheiden und wir flogen geradezu auf dem Asphalt dahin. Wie in den diversen Blogs und Berichten angekündigt, ändert die Vegetation nach Coihaique schlagartig und es wird trockener und steppiger. Wieder einmal trafen wir bereits um 13 Uhr an einem möglichen Übernachtungsort – diesmal ein lauschiger Zeltplatz an einem See – ein. Eher alibimässig führten wir eine rasche Pro und Contra Diskussion durch, der geneigte Leser ahnt: wir fuhren weiter. 




Die Route führte uns auf den mit 1120 m.ü.M. höchsten Punkt der Carretera, wobei wir es uns nicht nehmen lassen, dies mit einem „Gipfelfoto“ zu feiern. 








Die Abfahrt ist dann ein spezielles Highlight, denn diese führt die berühmte Kurvenstrasse, deren Foto in keinem Bericht über die Carretera fehlt, hinunter. Allerdings ist der Blick vom Aussichtspunkt oben viel spezieller als dann die Fahrt nach unten. Runterfahren ist halt einfach runterfahren.

Auf den nächsten Ort – Villa Cerro Castillo – waren wir sehr gespannt. Malte – der Verfasser vom Reise Know How Chile (der regelmässige Blogleser erinnert sich vielleicht, dass wir diesen an Weihnachten kennengelernt hatten), der uns schon viele gute Infos und Tipps gegeben hatte, kündigte an, Villa Cerro Castillo habe sich „in den letzten Jahren zu einem adretten Touristenzentrum entwickelt“. Dort angekommen, waren wir versucht, das Ortsschild ein zweites Mal zu konsultieren, ob wir denn wirklich im richtigen Dorf waren, Malte war glaubs nie da…

Adrett (Bedeutung laut Wiktionary: freundlich, ordentlich, schön) war eigentlich vor allem eines: die Landschaft, wobei der Cerro Castillo mit seinen Spitzen und Zacken alles überstrahlt. Wir logierten im „best hotel in town“ (was zwar stimmen mag, bei uns aber etwas andere Vorstellungen geweckt hatte…), das gleichzeitig auch das „best restaurant in town“ war. Danielas Burger konnte sich immerhin in Sachen Grösse sehen lassen. Ab Coihaique ist übrigens die Welt noch in Ordnung: es gibt keine Zimmerschlüssel mehr, die lapidare Erklärung lautet: es passiert nichts. Aha.

In Villa Cerro Castillo rollten wir über den letzten Asphaltstreifen der Carretera (mal abgesehen von den Brücken), von nun an wurden die Gestelle von allen Vieren der Reisegruppe wieder gefordert. Die nächsten Kilometer sind berüchtigt für heftigen Gegenwind, wir wappneten uns, warteten dann aber eigentlich den ganzen Tag darauf. Mitten im Wald trafen wir auf die erste Ranch, ein Bild, das uns in den nächsten Tagen oft begegnen wird: ein Wohnhaus, diverse Scheunen, Lichtungen, Kuh- und Pferdeherden und der nächste Nachbar mindestens 10km entfernt. Sehr hübsch, aber schon ein bisschen ab vom Schuss…Im Tal des Río Ibáñes konnten wir den „Bosque Muerto“ bestaunen: dieser ist das Resultat des Ausbruchs des Vulkans Hudson in 1991. Für die Natur ein verheerendes Ereignis uns gefiel jedoch das Bild, das sich nun daraus ergibt. Ein weiterer positiver Effekt: der plattgedrückte Aschebelag führt teilweise dazu, dass man auf der Strasse wie auf Asphalt dahinrollen kann.

In Corsin‘s Magen wurde nach der Mittagspause mal wieder kräftig rebelliert (mit allem Drum und Dran, wir ersparen euch weitere Details). Die nach dem Ausschlussprinzip übrig gebliebenen möglichen Übeltäter (Salami und Käse) wurden der Kompostierung übergeben und wir machten uns daran, nach einem Platz zum Campieren Ausschau zu halten. Da wir daran einige Ansprüche knüpften, dauerte es dann aber doch noch eine ganze Weile bis etwas Passendes gefunden war. Der Zeltplatz am Río Murta konnte sich dann aber sehen lassen…

Mit Rückenwind, etwas Neigung und guten Belag radelten wir zügig unserem nächsten Etappenziel – Puerto Río Tranquilo entgegen. Mit einem Schweizer Radler-Pärchen, das in der Gegenrichtung unterwegs war, erfolgte der obligate Austausch über die jeweils vor einem liegenden Strecken. Dieser rege mündliche Infoaustausch (trafen wir doch pro Tag meistens mindestens einmal Velöler) – so hat wohl die Nachrichtenübermittlung vor den modernen Kommunikationsmittel funktioniert – führt dazu, dass man immer auf dem neuesten Stand über die Strecke ist und diverse Tipps und Tricks werden überliefert. Allerdings hat es natürlich auch seine Tücken (siehe später im Bericht…). Immerhin wurden wir nicht von der schlechten (da neu gekiesten und daher holprigen und rutschigen) Strasse ab Puerto Muerta überrascht. Hat’s zwar nicht besser gemacht, dafür wurden wir mit dem tollen Panorama und dem Blick auf den türkisfarbenen Lago General Carrera (dem zweitgrössten See Südamerikas) entschädigt.

In Puerto Río Tranquilo quartierten wir uns auf Tipp von Malte mal wieder im „best hotel in town“ – dem El Puesto - ein. Dieses hat diesen Namen aber auch verdient! Ein Ort, um richtig die Seele baumeln zu lassen. Die Zeit bis zum Nachtessen verbrachten wir auf einem Bänkli in der Sonne am See – herrlich. Im El Puesto konnten wir auch Znacht essen, edel mit Vorspeise und Dessert und so – nach Möglichkeit mit Produkten aus dem Garten – nur scheint sich der Koch der homöopatischen Lehre verschrieben zu haben…

Samstag, 21. Januar 2012

Neue Kilometerfotos

Unter "Kilometerfotos" haben wir die neuen Bilder von Kilometer 1650 bis Kilometer 2300 aufgeschaltet.

Montag, 16. Januar 2012

Fin Pavimento


Management Summary: Wir sind wieder auf dem Sattel auf der Carretera Austral unterwegs und damit wieder in die Wildnis eingetaucht mit allem was dazu gehört: Holperpiste, Sitzprobleme, Mücken, Stürze, ein Busunfall, ausgebrochenen Vulkanen, Dauerregen und jede Menge unvergesslicher Eindrücke.

C: Zwei Monate sind wir durchgekommen ohne die sonst auf unseren Reisen üblichen Geldbezugsgeschichten, doch nun hat es uns mal wieder erwischt: Als wir ohne unser Gepäck nach Puerto Montt losfahren, um das Mietauto zurückzugeben, kommt Corsin noch in Sinn, dass er besser nicht nur eine Kreditkarte eingesteckt hätte, aber da ja erst der zweite Tag des Monats ist, kann es ja nicht sein dass die sonst üblichen Limitengeschichten bei Automieten auftreten – weit gefehlt – als wir bezahlen wollen, meint der gute Herr, die Karte funktioniere nicht. Ein 15-minütiges Natelgespräch zu CHF 3.- pro Minute – davon 10 Minuten in der Warteschleife – klärt einiges: 1. Die Limiten werden vom 15. bis zum 14. des Monats berechnet - interessant. 2. Die Mietautofirma hat unsere Sicherheit zweimal blockiert, einmal aber wieder storniert, dies gehe aber trotzdem von unserer Limite ab und könne nicht zurückgesetzt werden – aha. 3. Nein, wir können unsere Limite nicht raufschrauben, weil wir dies innerhalb des letzten halben Jahres schon mal getan hätten – oké. 4. Wir hätten vorgängig einen zusätzlichen Betrag an die Kreditkartenfirma überweisen können, dann hätten wir über den verfügen können  - stimmt, hatten wir schon mal. Mit einer Mischrechnung aus Sicherheit einziehen, verfügbarer Limite und unserem letzten Bargeld ging‘s dann doch noch und wir konnten sogar noch ein Busticket für den Bus zurück bezahlen.

Zurück in Puerto Varas wollten wir dann Geld abheben, aber mit allen unseren 5 weiteren Karten in allen 5 Banken in Puerto Varas bekamen wir nix mehr. Warum? Weil die Banken wegen des Wochenendes und Neujahr schon seit drei Tagen geschlossen sind und alle Geldautomaten ausgeschossen waren. Nun gut, auf der Route bei der Wegfahrt tags drauf fanden wir dann doch wieder einen Automaten, der uns mit mehreren Karten genügend Geld für die nächsten drei Wochen geben konnte.



D: Nun geht’s also los auf die Carretera Austral – 1300 Kilometer Richtung Süden und wir steigen gleich mal gäch ein: Guten Mutes haben wir uns für den heutigen Tag rund 120km – bis nach Hornopirén - vorgenommen. Wir sind ja ausgeruht und zu Beginn ist die Strasse asphaltiert… Diese Planung war nicht ganz grundlos: nach Hornopirén hat es nämlich  eine Fähre, die während rund 4 Stunden über einen Meeresarm übersetzt. Nach einem 10km Landstück folgt dann nochmals eine kürzere, bevor es auf dem Landweg weiter geht. Wir hatten uns in Puerto Montt informiert, dass wir für die 10km rund eine Stunde Zeit hätten und dies auch mit dem Rad gut zu bewältigen sei. Mit unserer Planung wäre das dann alles wunderbar aufgegangen, wir hatten sogar eine Reserve eingebaut, da wir in Hornopirén auf die Morgenfähre wollten und es auch noch eine Nachmittagsfähre gibt. So weit so gut. Wir radelten also fröhlich los in Puerto Varas. In der ersten Steigung merkten wir, dass wir zwar erholt sind, aber auch ein bisschen eingerostet. Zwar müssten unsere in den Höhenlagen von Peru und Bolivien fleissig angesammelten roten Blutkörperchen nun Purzelbäume schlagen, noch war aber davon nichts zu spüren. Im ersten Dorf nach Puerto Varas ging Corsin in weiser Voraussicht allfälligen nassen Wetters einen WD40-Spray einkaufen. Daniela wurde unterdessen von einem chilenischen Regionalfernsehmenschen aufgegabelt, der sogleich in Begeisterung verfiel und einen Beitrag von uns machen wollte. Nachdem er seine Kamera gezückt hatte, war klar, dass es sich allerhöchstens um ein Lokalfernsehen handeln konnte…Corsin gab sein erstes Interview in Spanisch, während sich Daniela auf Sí und No beschränkte.

Nach Puerto Montt stürzten sich die Tabános (http://www.chilereisen.at/Chile/Tabano.htm) wieder auf uns (von uns liebevoll „Viecher“ genannt). Es stellte sich heraus, dass das einzige Wirksame dagegen 10km/h und mehr ist, leider in den Steigungen oft nicht möglich. So fuhren wir in den nächsten Tagen oft einhändig (was vor allem dann auf der Schotterpiste zu weiterem Geschicklichkeitstraining führte) und wedelten mit der freien Hand um unseren Kopf herum (oder zupften am T-Shirt, da die Viecher schnell merkten, dass sie auf unseren Rücken (vor allem auf dem des hinten Fahrenden) relativ unbehelligt bleiben). Auch die Pausen wurden zur Herausforderung. Damit entdeckten wir unsere Lieblingspausenplätze: Bushaltestellenhäusschen! Diese bieten diverse Vorteile, die Wichtigste vorweg: man hat nur eine Verteidigungsfront, da es hinten und auf den Seiten eine Wand hat! Die weiteren Vorteile: es hat ein Sitzbänkli und je nach Wetter bietet es Schutz gegen Sonne oder Regen.

C: Nachdem die Strasse in Kurven und mit kleinen Steigungen und Abfahrten der Küste entlang geführt hatte, standen wir plötzlich vor dem ominösen Schild: „Fin Pavimento“. Nein - „fin“ heisst nicht „fein“ wie es der männliche Teil unserer Reisegruppe einstimmig gehofft hat und es will uns nicht auf „feinen Asphalt“ hinweisen. Und nein – die lästigen Viecher die uns um den Kopf schwirren, heissen auch nicht „Pavimento“ wie es der weibliche Teil gerne hätte und das Schild weist auch nicht auf das Ende der Viecherplage hin. Das Schild will uns einfach eines sagen: „Ihr werdet Euch nun über 1000 Kilometer holprige Kiespiste bis nach Villa O’Higgins quälen – schöne nächste drei Wochen wünsche ich Euch“. Tja, so soll es sein – aber wir wissen etwas was das Schild nicht weiss: dazwischen folgen einmal rund 300 zusätzliche Kilometer Asphalt, jajaja, den werden wir geniessen als wären es Ferien…

D: Mit der ruppigen Unterlagen verlor Corsins Hinterreifen zackig an Luft. Zunächst versuchten wir uns mit Aufpumpen bis zu der kurzen Fähre durchzumogeln, nach wenigen Metern war die Luft aber schon wieder draussen. Also doch neuer Schlauch (die Viecher versuchten natürlich fleissig uns beim Schlauchwechseln zu helfen, sodass Danielas Beitrag darin bestand, diese von Corsin fernzuhalten…). Bei der Fähre dann die Feststellung: schon wieder platt! Es stellte sich heraus, dass ein kleiner Draht, den wir sehr wahrscheinlich bereits in San Pedro de Atacama aufgegabelt hatten, der Übeltäter war und nun sogar zwei Schläuche auf dem Gewissen hatte! (C: grosser Anfängerfehler meinerseits: Regel Nummer eins in der Schlauchwechsellehre: kontrolliere wirklich gut, dass nix – wirklich nix - mehr im Pneumantel steckt…)

Der Tag war nun schon etwas Fortgeschrittener und nach der Fähre machten wir auch das erste Mal Bekanntschaft mit dem Wind. Es folgten einige kurze, aber knackige Steigungen (wie es in unserem Lateinamerika Bike Reiseführer jeweils so schön heisst) und wir mussten einsehen, dass wir mit den 120km wohl etwas über das Ziel hinausgeschossen waren. So bogen wir rund 20km vor Hornopirén ab und übernachteten in der „Residenzia Yohanna".

Wir beschlossen, unsere „Reserve“ anzuzapfen und erst die zweite Fähre ab Hornopirén anzusteuern, ansonsten hätten wir arg früh aufstehen müssen und schliesslich sind ja Ferien! Beim Ticketkauf bei der Fähranlegestelle erfahren wir, dass die zweite Fähre nach dem 10km Landstück dazwischen abfährt, wenn das letzte Auto da ist – also keine Chance, diese Strecke mit den Rädern zu absolvieren und die Anschlussfähre zu erwischen. Aha. Wir müssten halt die Morgenfähre nehmen und hätten dann gemütliche Zeit bis die Anschlussfähre zur Nachmittagsfähre loslege. Jaaa, wenn wir das gewusst hätten, hätten wir es sicher so gemacht! Oder dann fahre noch ein Schiff um ein Uhr morgens, das wäre eine Möglichkeit. Theoretisch schon, aber eine Freinacht bzw. um zwei Uhr morgens dann Zelt aufstellen, ist auch nicht grad nach unserem Gusto. Also wählten wir die dritte Möglichkeit: wir fragten bei den wartenden Fahrzeugen rum und konnten eine Transportlösung für uns, das Gepäck und die Räder organisieren. Allerdings hatte dies zur Folge, dass wir das erste Mal seit zwei Monaten von unseren Velos getrennt waren! Diese mussten nämlich mit dem staubigen Innern eines Transportlasters von einer Gruppe Strassenarbeiter vorlieb nehmen, während wir neben dem Picknickkorb von Oswaldo und Marie im komfortablen Pick-Up Platz nehmen durften. Zunächst hätte dann aber die erste Fähre fahren müssen: Laut Fahrplan wäre das um 14.00 Uhr der Fall gewesen, aufladen um 13.30 Uhr. Um 15.00 Uhr bequemte sich die Fähre, die bis dahin ungefähr 100m auf dem Meer draussen gestanden war zum Anlegesteg. Das Erstaunlichste war aber, dass sich a) niemand danach gefragt, geschweige dann beschwert hätte und b) auch keiner etwas sagte, wieso und warum. Tja, man muss wohl froh sein, wenn die Fähre überhaupt irgendwann fährt. Auf der rund vierstündigen Überfahrt waren wir nochmals froh, dass wir die Idee der viertägigen Schiffreise vom Süden zurück nach Puerto Montt schon früher verworfen hatten, Schifffahren finden wir bei aller Schönheit der Landschaft schlicht und einfach relativ langweilig.

Schlussendlich war dann schon neun Uhr abends als wir in Galeto Gonzales, wo die Strasse wieder beginnt, ankamen. Aus Unlust noch unser Zelt aufzustellen, leisteten wir uns eines der hübschen Cabañas. Dessen Terrasse eignete sich hervorragend, um die Räder vom dicken Staub zu befreien, deren Transportwehwehchen zu beheben und unser Znacht – „Riz de Champagne“ mit dem restlichen Champagner von Silvester - zu kochen.

Der nächste Tag führte uns durch den für den Nordteil der Carretera Austral typischen dichten kalten Regenwald. Links und rechts säumte die Schotterpiste dichtes Grün: grosse Farne und vor allem die eindrücklichen Nalcablätter, die einen Umfang von bis zu zwei Meter erreichen, begleiten uns bei schönstem Wetter. Ok, die Viecher waren auch immer noch da, aber ansonsten war’s perfekt. Auch ansonsten bot die Landschaft alles Typische: die Strasse ging hinauf und hinab, wir passierten einen wunderschönen See und in der Ferne sahen wir einen Vulkan, der ein Rauchwölklein ausstiess. Dass dieser auch anders kann, war an einigen Stellen ersichtlich: abgestorbene Bäume und Asche/“Gschütt“-Bodenbedeckung zeugten vom letzten Ausbruch.

C: Auf einer kiesigen Abfahrt passierte dann auch uns was diverse Velofahrer auf ihrem Blog beschrieben hatten: Daniela weicht einem auf die Strasse hängenden Ast aus, ihr Hinterteil (also das von ihrem Velo) beginnt zu schlingern, das Vorderrad rutscht weg und sie macht eine Rolle über ihren Lenker, genauer über ihr Lenkerhörnchen. Sah von hinten prutal (ja, mit „p“ ausgesprochen) aus, Daniela meinte aber vorerst dass nichts passiert sei – nach einem zweiten ähnlichen Sturz beginnen dann ein paar Tage später doch ihre Spare Ribs zu schmerzen. Nebenbei kämpfen wir beide auch mit massiven Sitzproblemen – was bei jedem Velofahrer mal wieder was aber mit Hirschtalg- und anderen Crémes langsam in den Griff zu bekommen ist. Tja, unsere Tour ist halt doch kein „Sunday Morning Pick Nick".

Mitten aus dem Urwald kommend, wird die Carretera in Küstennähe plötzlich breiter und es hat eine Barriere. Die Strasse wurde nach der vom Vulkanausbruch zerstörten Flugplatz von Chaitén kurzerhand zum neuen Flugfeld umgebaut.


  

Chaitén (http://de.wikipedia.org/wiki/Chaiten) ist ein eindrücklicher Ort: Im Jahre 2008 ist ein ruhender Vulkan 10km entfernt ausgebrochen und die damals 5000 Einwohner wurde evakuiert. Einige Tage später floss dann ein Lahar (Erdrutsch mit Schutt und Asche) bis ins Dorf und verstopfte den Fluss. Dieser bahnte sich in den nächsten Wochen ein neues Bett mitten durch den Ort. Heute leben in dem Ort zwar wieder rund 600 Einwohner, der grösste Teil des Ortes sieht aber noch aus wie damals – ein Geisterort mit bis zu 1.5m Asche und Schutt in den Vorgärten und mit Häusern die aussehen als seien sie erst gestern verlassen worden. In vielen der breiten Alleen herrscht eine gespenstische Stille.

In den Reiseführern ist der Ort noch immer beschrieben wie er damals und das Hostal Hexagon, welches wir eigentlich aufsuchen wollte steht nur noch zu einem Teil und wird nun von im rund 400km entfernten Chile Cico wieder neu aufgebaut.




Mit Erstaunen stellten wir bei einem Rundgang im Dorf fest, dass unser Cabana an der Uferpromenade das wir das zweitletzt bewohnte Haus ist und ein Block weiter der neue Fluss mitten durch den Ort fliesst. Die Uferpromenade ist nun rund 300m vom Meerufer entfernt, da der Schutt die ganze Bucht aufgefüllt hatte.

D: Das nächste Teilstück brachte uns rund 20km erholsamen Asphalt, bald soll es noch mehr sein, was für uns bedeutete, dass wir danach mal wieder Baustellen passieren mussten. Die chilenischen stehen dabei den peruanischen in Nichts nach: wir mussten uns durch tiefen Kies abmühen. Ab und zu durften wir immerhin die bereits gewalzte Fahrbahn benutzen. Dafür gab’s ein Wiedersehen mit den Bauarbeitern, die unsere Räder in ihrem Lastwagen auf der Fähre mitgenommen hatten. Auch trafen wir an diesem Tag erstmals richtig viele andere Tourenradler: Es war die wöchentliche Fähre von der Halbinsel Chiloe in Chaitén angekommen – das ist die Alternative zu unserer Route. Darunter gab’s sogar zwei bekannte Gesichter: die zwei Franzosen, die wir in La Paz getroffen hatten, waren dabei. Allerdings fahren sie die Carretera nun getrennt… Ansonsten ging der Tag als heissester Radlertag bis anhin in die Annalen ein, wobei die Luftfeuchtigkeit auch nicht ohne war… Nachdem wir die grösste Brücke der Carretera passiert hatten, sahen wir plötzlich einige Leute mit Gepäck auf der Strasse rumstehen. Beim Näherkommen erkannten wir, dass der Bus, der rund 10 Minuten vorher an uns vorbeigefahren war, 20 Meter weiter unten an der Böschung auf die Seite gekippt lag!

Zum Glück war aber – für uns ein Wunder – niemand verletzt. Trotzdem hat uns der Unfall schon ein bisschen geschockt. In Villa Santa Lucia angekommen – eines der typischen Orte auf der Carretera: ungefähr 500 Einwohner, einfache Gebäude mit Wellblech, ein kleiner Laden, im Reiseführer mit „gesichtslos“ charakterisiert – gab’s zuerst das langersehnte kühle Cola (das Colakontingent der nächsten zwei Jahre haben wir während dieser Reise bereits ausgeschöpft) und danach die Ernüchterung: es gibt keine verfügbare Unterkunft, die wenigen Cabañas und Zimmer sind von den Strassenbauarbeiter belegt. Schliesslich landeten wir im eher ungepflegten Garten hinter dem kleinen Lebenmittelladen, in dem wir unser Zelt aufschlugen. Immerhin konnten wir warm duschen und ein WC benutzen.

C: Danach folgt ein Tag bei dem wir beide etwas unter dem Velokoller litten – vielleicht lag es auch daran, dass wir das erste Mal nicht stahlblauen Himmel hatten und sich ein Wetterwechsel ankündigte?! Oder an der eher eintönigen Strecke dem Tal entlang durch die brandgerodeten Wälder?! Für gute Laune sorgten aber die drei Velofahrergruppen (Engländer und 2 Schweizer) die uns unterwegs begegneten und vor allem das gemütliche neu gebaute Bed & Breakfast in La Junta gleich neben dem „Best Hotel in Town“.

Donnerstag, 12. Januar 2012

Neue Kilometerfotos

Unter "Kilometerfotos" haben wir die neuen Bilder von Kilometer 1250 bis Kilometer 1625 aufgeschaltet. 

Dann kam der Regen...

Donnerstag, 5. Januar 2012

Kilometerfotos

Die Landschaft durch die wir uns bewegen ändert sich dauernd. Um diesen Wechsel festzuhalten schiessen wir alle 25 Kilometer ein Kilometerfoto. Die Fotos findet ihr oben unter dem Menue "Kilometerfotos". 

Die Fotos sind in aufsteigender Kilometerzahl sortiert. Damit "Vielbesucher" unserer Website nicht immer bis zuunterst scrollen müssen um zu schauen ob es was Neues gibt hier jeweils der aktuelle Stand: Kilometer 1200, San Pedro de Atacama (aktualisiert am 6.1.2012)



Montag, 2. Januar 2012

Al Sur

Management Summary: 42 Stunden Motorsport vom Feinsten, eine Vulkanbesteigung mit professioneller Schlittelpartie und Wanderungen rund um die Seenregion – Ferien vom Velo-Reisen.





D: San Pedro de Atacama ist ein touristischer Ort sondergleichen, der Flip Flop-Faktor ist hoch. Das kommt aber auch nicht von ungefähr, denn es lässt sich sehr gemütlich leben da. Frühstücken kann man draussen, am Nachmittag wird’s sommerlich warm, in den Nächten kühlt’s aber soweit ab, dass man gut schlafen kann. Wir merken deutlich, dass wir in einem anderen Land angekommen sind: die WC’s funktionieren einwandfrei (man kann sogar das Papier reinwerfen, was doch schwer auf eine Kanalisation hindeutet), die Lehmhäuser sind verputzt und fertig gebaut, es hat zahlreiche Restaurants mit diverser Menuauswahl und die Strassen sind eher dem Charme wegen staubig (ausserhalb des Ortes sind sie sogleich so schön asphaltiert, dass ein Inlinerherz höher schlägt).

Nach einer Nacht mit viel Schlaf fühlen wir uns wieder halbwegs menschlich und kramen mal den Reiseführer von Chile hervor. Wie weiter? Wir sind uns einig, dass wir ein bisschen „Ferien vom reisen“ machen und vor allem uns mal einige Tage vom Velosattel fernhalten wollen. In der Tur-Bus Agentur (das ist DIE Busgesellschaft in Chile) machen wir dann mal lange Gesichter: der nächste Bus mit freien Plätzen, der uns nach Santiago bringen würde, fährt in sechs Tagen, am 26. Dezember. Aha. Sooo lange hatten wir dann eigentlich doch nicht in San Pedro bleiben wollen. Also doch ein Mietauto? Die Strecke in den Süden scheint zwar schon lang, aber schliesslich waren wir auch schon im PW von der Schweiz nach Stockholm gebrettert. Ein kleiner Haken hatte die Sache noch: Mietautos gibt’s nämlich keine in San Pedro, sondern erst in Calama, das 100km entfernt ist. Und in Sachen Velomitnahme mit dem Bus ist das Planen etwas schwierig, da „der Chauffeur bei der Abfahrt entscheidet, ob die Velos mitgenommen werden können oder nicht“. Aha zum Zweiten. Aber auf 100km, bzw. 200km kommt’s dann auch nicht mehr an…Wir buchen also einen Bus nach Calama, dort ein Mietauto (leider hatte sich die Auswahl über Nacht drastisch verkleinert) und planen mit diesem dann nach San Pedro zurückzufahren, um das Gepäck zu holen (UBOL sind wir in den nächsten zwei Wochen mal wieder mehr im Herzen als in den Taten…). 

Da wir schon immer Verfechter der aktiven Erholung waren, hatten wir für den Nachmittag eine Tour ins Valle de Muerte und Valle de Luna gebucht. Wieder einmal ging’s mit Guide, Gruppe und Kleinbus los. Das Valle de Muerte (der Name komme von einer sprachlichen Verwechslung, eigentliche habe es Valle de Marte geheissen, da es  der Marslandschaft ähnlich sehe) wanderten wir über die Krete und einen rasanten Abstieg über eine riesige Sanddüne. 
Corsin war dann vor allem fasziniert von den Sandboardern und –skifahrer. Es juckte ihn geradezu in den Füssen . Das Valle de Luna (jaaa genau, das wäre dann die Mondlandschaft) beeindruckt dann mit den Formationen, die hauptsächlich aus Salz bestehen. 



Aber auch der Sonnenuntergang und die grösste Düne der Region genossen wir. 


Die aktive Erholung hatte sich ein bisschen als übermotiviert entpuppt, wir waren zombiemässig durch den Sand gestapft und waren nach dem Ausflug so richtig auf den Felgen. Unser zweiter Tag „danach“ gingen wir daher etwas ruhiger an: zunächst befreiten wir all unser Material so gut es ging vom Wüstenstaub, danach legten wir uns aber für einen Nachmittag auf den Liegestuhl am Pool. Schöööön. Immer wieder widmeten wir uns in San Pedro auch ausführlich der Nahrungsaufnahme, wobei uns nach wenigen Stunden wieder der Magen knurrte: wir waren richtig ausgehungert! 



C: Nach der Herumliegerei ging’s dann endlich wieder los mit Sport – Motorsport diesmal. Naja, den gewünschten Pick-Up mit 1.5m Bodenfreiheit habe ich nicht bekommen, aber der Corolla, den wir „Grisi“ nennen (nach unserem Rusty in den USA und dem Rougie in Canada) tat’s für seine Zwecke auch knapp. Und mit knapp meine ich milimeterknapp- unsere Bikes haben unter Verbiegen des Bidonhalters gerade so in den Durchlade-Kofferraum gepasst, neinein, das Verladen verlief ganz friedlich, wie immer… Mit 120 Sachen ging‘s über Land, vorbei an der grössten Kupfermiene der Welt („Besichtigung erst Morgen wieder möglich“), vorbei an vielen alten verlassenen Minenstädten (wir haben erst am Abend im Reiseführer gelesen, dass wir an der sehenswertesten vorbeigebrettert sind – kommt uns irgendwie bekannt vor von den USA: hat jemand Bodie gesehen, die Geisterstadt? Wir damals auch nicht…)

Antofagasta ist die Stadt der Einbahnstrassen: wir wussten schnell, in welches Hotel wir wollten, kamen aber erst nach rund 6km Umweg und mehreren Anläufen dort an. Immerhin lag das Einkaufszentrum in Spaziernähe und was für eines: Nach Peru, Bolivien und der Wüste sind wir definitiv überfordert von all dem Überfluss - Wallmart würde vor Neid erblassen. Wir tauchen ein ins Kurzvorweihnachteinkaufsgetümmel und kaufen alles ein, was wir dringend brauchen und auch noch etwas mehr („mer händ ja en Charre“). Alle 42 Kassen sind geöffnet und hinter jeder steht ein weiterer Angestellter, der die Einkäufe in Plastiksäcke verpackt – uns scheint es, als hätten sie den Jahresumsatz an Plastiksäcken noch nicht ganz erreicht und seien im Endspurt… Stadt in die Statt zu fahren um einem Restaurant einen Besuch abzustadten, kosten wir gleich in unserer Suite mit 2 Schlafzimmern, Salon und Meeresblick von den eingekauften Köstlichkeiten.

Weiter geht’s mit Motorsport – total tausende Kilometer im wahrsten Sinne des Wortes und in wenigen Tagen: 3432km, 46h sind‘s total. Wir vertreiben uns die Zeit mit Hörbücher von Ale hören (in deutscher Sprache), mit dem Einteilen der Tankstopps - denn in der Wüste gibt’s nicht soooo viele Tankstellen -und einem Lunchstopp an einem idyllischen Platz am Ufer des Atlantiks. Am Abend tauchen wir dann in La Serena in den Endspurt des Weihnachtsabendverkaufs ein – die ganze Stadt scheint auf den Beinen zu sein um die letzten Geschenke einzukaufen.

Immer weiter geht’s Richtung Süden. Spannend ist vor allem der Wechsel der Landschaft: von Wüstenlandschaft wie in der Sahara geht’s ins trockene Südspanien und auf einmal wird’s grün: die Weinbaugebiete von Italien werden abgelöst von Ackerbaulandschaft in Süddeutschland, Mitteldeutsche Nadelwälder bis wir dann in den schwedischen Seenregionen ankommen weiter im Süden soll es dann norwegische Fjorde und schwedische Fjälle geben.

D: Wir fahren mitten durch Santiago durch, lassen es aber links liegen. Die Autobahn war erstaunlicherweise praktisch leer: Ob’s wohl daran lag, dass wir in regelmässigen Abständen einen lauten Pipston vernahmen? War das das komische Kästchen oben an der Windschutzscheibe? Kommt da mal noch eine passende Rechnung? Die Zeitverschiebung in die Heimat haben wir seit Peru von sechs auf vier Stunden reduziert (dabei haben wir doch eigentlich die Breiten- und nicht die Längengrade gewechselt, aber vielleicht haben wir da was falsch verstanden?), trotzdem muten die „Weihnachtsanrufe“ an die Familie um vier Uhr nachmittags bei brütender Hitze etwas seltsam an. Mit der Landschaft hat auch das Klima gewechselt: unterdessen ist’s sommerlich warm (und viel weniger trocken als im Norden) und die Klimaanlage unseres Grisis läuft auf Hochtouren. Auch wenn wir gefühlt monateweit entfernt sind von Weihnachten, ist halt doch Heiligabend. Unser Reiseführer (Reise Know How) empfiehlt uns wärmstens das Hotel Casa Chueca in Talca: also steuern wir das an. Nach einer eher unfreiwilligen Besichtigungstour eines Einfamilienhäuschenquartiers finden wir das wunderschöne Anwesen des aus Oesterreich ausgewanderten Franz Schubert und dessen Familie (http://www.trekkingchile.com/casa-chueca/en/service/home.html). Wieder einmal sind wir im Paradies gelandet: das Gelände ist liebevoll angepflanzt und gepflegt, das Zimmer grosszügig und sogar eine „Gala“ liegt darin zum Lesen bereit, es hat einen Pool, Hängematten liegen bereit, und der Garten ist so gross, dass man sogar zwei Aussichtspunkte „erwandern“ kann. 

Das Weihnachtsessen können wir zusammen mit anderen Gästen auf der Terrasse geniessen, danach kommen wir sogar noch zu einer kleinen Feier: im Familienanschluss der Gastgeberfamilie singen wir in caluorscher Tradition Weihnachstlieder (international in Deutsch, Englisch und Spanisch – ohne „Ihr Kinderlein kommed“, das singt die Familie zu Hause für uns ;-)), wir trinken das traditionelle chilenische Weihnachtsgeschenk, das irgendwie an Bailey’s erinnert und schauen den Kindern zu, wie sie die Geschenke auspacken. Wir wissen nun auch, wie das Hotel in unseren Reiseführer gekommen ist: Matze, der Autor des Führers ist ein Freund der Familie und wir haben ihn an der Weihnachtsfeier kennen gelernt…

Ok, wir hatten es etwas unterschätzt, wie lange die Autofahrt in den Süden dauern würde (und wie langweilig und anstrengend Autofahren ist), aber am 25. Dezember erreichten wir dann doch unser nächstes Zwischenziel: Pucón. Auf Tipp von Franz hatten wir unsere Mittagspause an den chilenischen Rheinfall verlegt: trotz Weihnachtstag waren wir nicht die Einzigen dort. 

Pucón hat eine einmalige Lage: einerseits gibt es da den See mit einem Strand, der mit denjenigen am Mittelmeer mithalten kann, daneben aber auch dichte und riesige Wälder und als Krönung den Bilderbuchvulkan Villarica, der alles überthront. Einquartieren tun wir uns im La Tetera, ja, auch ein Tipp aus dem Reise Know How und sogar ebenfalls dem Franz und dessen Familie gehörend (und die wir gleich nach der Ankunft wieder antrafen). Wir fühlten uns dort sehr zu Hause, vielleicht weil es sich beim Haus um ein Holzchalet handelte? Das Städtchen ist ansonsten sehr auf Touristen ausgelegt und hat seltsamerweise einen amerikanischen Charakter. Nur die Hamburger und die Pommes können da leider nicht mithalten…

Am nächsten Tag machten wir uns sogleich auf die Jagd nach Karten aus der Region (da schlagen jeweils die OL-Gene durch), bei Hans Liechti, der seine bernische Herkunft nicht verleugnen kann, werden wir fündig. Die von ihm empfohlene Tagestour werden wir ja auch am Nachmittag schaffen?! Also machen wir uns auf den Weg in den „privaten Nationalpark“ (wer hat denn diese Kombination erfunden?) Cañi. Entgegen sämtlichen Gerüchten ist der Weg dorthin weder mit einem Jeep noch Bike befahrbar, so erwandern wir halt die rund 1000 Höhenmeter. Wir werden aber belohnt: der ehemalige Vulkankrater wartet mit herrlichen Lagunen und wunderschönen Bäumen auf. Daniela geniesst es sehr, mal wieder kräftig auszuschreiten, sie muss Corsin immer mal wieder ans PiP-Motto erinnern (nöd brüele – www.pip.ch ). Die Wanderung ist ein Geheimtipp, wir sehen praktisch keine anderen Leute, die Amerikaner, die wir auf dem Rückweg antreffen haben es nicht bis nach oben geschafft: an den Kühen bei der ersten Lagune sind sie nicht vorbeigekommen (das kommt halt davon, wenn man in Florida aufwächst ;-)…). Auf der Rückfahrt fällt uns auf, dass der Vulkan Villarico reingenommen worden war. Am nächsten Tag erfahren wir, dass dessen argentinischer Kollege Asche hustet und daher die Sicht erheblich eingeschränkt ist.  

C: Tags darauf machen wir uns auf, den Villarica zu besteigen – und dies weder under-equiped noch alleine: In der Agentur werden wir eingekleidet mit Bergschuhen, Skianzug, Eispickel, Steigeisen, Helm, Überzieh-Windeln (!?), Schlittelteller und Gasmaske (?!). 













Bei der Talstation des Skigebiets am Fusse des Vulkans geht’s zu wie im Winter: Busweise werden die Touris dorthin geshuttelt und bald schon sind wir im hinteren Teil der Einerreihe mit gezählten 240 Touristen und Guides unterwegs gen Gipfel. Der Sessellift, der die ersten 400 der 1400hm abkürzt, läuft wegen Wind nicht – Daniela ist froh (da war weder Caraventa noch Doppelmayr am Werk…), andere unserer Gruppe bewegt dies dazu erst am nächsten Tag aufzusteigen… 

Ab 1800m geht’s dann auf den Schnee und da wissen wir auch wozu wir den Eispickel, den wir zuerst belächelt haben, dabei haben – es ist schon eine richtige Hochtour und wir wundern uns, dass hier wirklich alles raufgeschleppt wird, was zwei Beine und Dollars hat. Unsere riesige Gruppe zieht sich langsam in die Länge und wird aufgeteilt und wir sind natürlich im Express-Zug mit dabei – die Meinige wieder mal die einzige Frau und natürlich wieder nur mit Franzosen („die Sieche sind eifach zäch“ meint die Meinige) Nach 5 Stunden und etlichen Überholmanövern stehen wir in den Top-30 auf dem Gipfel mit 361 Grad Panorama-Sicht auf ewigen Schnee, endlose Wälder, erkaltete Lavaströme und Seen mit sommerlichen Badestränden.

Krater mit Personen zum Vergleich
Das riesige, tiefe Kraterloch des aktiven Vulkans faucht und stinkt – die Lava ist zwar dieses Jahr nicht sichtbar, die Hitze und vor allem das stinkende giftige Gas spür- und stinkbar – dazu also die Gasmaske: für noch gasreichere Tage als heute.













Der Abstieg ist dann das eigentliche Highlight und wirklich originell: wir steigen alle in die mitgetragene hochprofessionelle Schlittelteller-Schlittelausrüstung – jede Agentur hat ihre einheitliche Uniform und nun ist auch klar, wozu die ominöse Windelhose dient: als Abriebschutz des geschundenen Hinterteils.


In der Falllinie geht es in teilweise tiefen Schlittelbahnen den Vulkanrücken hinunter. Der Eispickel ist nach dem genau instruierten EPBG (Eispickelbremsgriff) zu halten und der Guide sagt einem ganz genau, wann man den Schlittelteller benutzen darf und wann man auf dem Hosenboden zu rutschen hätte. Corsin als alter Schlittelteller-Hase (Palmares: Diverse Snowraids Engadin, Piz Nair, Diavolezza, Titlis, Schilthorn, Fuorcla Surlej, Chäserugg und Holdern in Unterwasser etc.) kann es natürlich nicht lassen schon nach wenigen Metern den Teller heimlich wieder unterzuschieben und es richtig krachen zu lassen…

Zum Abschluss gibt’s noch ein Bier (oder eben ne Cola) auf der Sonnenterrasse der Agentur und erst im Hotel merken wir, wie knülle wir eigentlich sind und machen uns gleich auf zu unserer neuen Entdeckung: die Calle Fresia, die Fressstrasse in Puco.

Nach diesem Abenteuer ist wieder mal ein Ruhetag angesagt, mal wieder einer mit Ruhe und so: Wäsche waschen, bloggen und eine Spanisch-Lektion (ja wir sind immer noch dran…) und am Nachmittag dann das Highlight: Wir mieten zum ersten Mal in unserem Leben einen Liegestuhl mit zugehörigem Sonnenschirm und flätzen uns bei knapp 30 Grad an den schwarzen Strand mit Sicht auf die Vulkane und verbringen den Nachmittag mit Lesen und Faulenzen. Daran könnte man sich gewöhnen – solange es jeweils nicht länger als ein Tag ist. Und Corsin zieht mal wieder einen Sonnenbrand rein - tja, der Bauch und die Füsse jenseits der Velofahrerrändli sind halt doch noch etwas empfindlicher…

Und was folgt auf einen Ruhetag? Klar, eine Kampfwanderung. Diesmal in den Nationalpark Huerquehue (den Namen gibt’s nur geschrieben, wir glauben nicht, dass das jemand aussprechen kann) den wir mit unserem Onroader über holprige Kiesstrassen erreichen. Wir erwandern die 5 schwedisch anmutenden Seen mit den riesigen Bäumen und treffen unterwegs vor allem deutschsprachige Wanderer: einen Schweizer Velofahrer (erkennbar an der Ortliebtasche auf dem Rücken) der mal von Alaska nach Feuerland gefahren ist und nun nochmals hierher zurückgekehrt ist, weil er damals eingeschneit wurde und die Gegend nicht richtig gesehen hatte. Plötzlich kommt uns eine Stimme bekannt vor – wir treffen den Deutschen, den Laura und Will vor knapp 2 Monaten im 5000km entfernten Cusco an unser gemeinsames Abendessen mitgebracht haben – die Reisewelt ist schon klein…

D: Am nächsten Tag hiess es Abschied nehmen von Pucón. Als Ziel hatten wir Puerto Varas ins Auge gefasst, von wo aus es dann wieder mit dem Radl weitergehen soll. Nach ausführlichem Studium der Karte hatte Corsin ein Route jenseits der Autobahn ausgetüftelt – schliesslich soll der Vorteil der 120 PS (oder so…) ausgenützt werden und wir noch ein bisschen was von der Gegend sehen (die Grenze nach Argentinien durften wir mit dem Mietwagen leider nicht überqueren). Nachdem wir rund eine Stunde auf einer Schotterstrasse durchgeschüttelt worden waren und keine 30km in die gewünschte Richtung zurückgelegt hatten, wechselten wir dann doch auf die Panamericana, die uns geteert, vierspurig und schnell nach Puerto Varas brachte (ok, nicht ganz gratis. Als Tipp für Moro: wenn’s mit der Parkuhr nicht klappen sollte, wäre eine Péage auch ganz einträglich…). Wir quartierten uns im Casa Azul ein, wobei auch klar ist, woher der Name kommt.

Beim Znacht erfahren wir vom Kellner die traurige Nachricht, dass im Nationalpark Torres del Paine Feuer ausgebrochen ist. (Siehe letzter Eintrag). Beim Dessert im Café liest Corsin in der Zeitung, dass für den Silvesterabend alle Hotels und Restaurants in Puerte Varas ausgebucht seien, worauf wir den Reise Know How befragen, welches Restaurant er uns empfiehlt. Glücklicherweise finden wir noch ein Plätzli (Silvestermenue vom Benzinkocher hätte uns nicht so „gluschtet“) mit CHF 80 pro Person zwar für uns auf der eher edleren Seite, aber es ist ja nur einmal im Jahr Silvester. Zudem haben wir das erste Mal eine Anzahlung für ein Nachtessen machen müssen…

Der bewölkte Himmel am nächsten Morgen (wir sind diesbezüglich unterdessen etwas verwöhnt) liess uns das Programm umstellen: heute Museumbesuch und morgen Wanderung. Zudem stellte sich heraus, dass Corsin eine harte Nacht hinter sich hatte: hochgerechnet auf den ganzen Körper hat er 120 (in Zahlen: hundertzwanzig) Mückenstiche eingefangen (Rechenbasis: linkes Bein, 30 Stiche). Nicht „verputzen“ kann er zudem, dass die Viecher Daniela verschonen. Dafür muss sie nun klönen und kratzen und kratzen und klönen ertragen (zum Glück hat’s in der perfekten Apotheke (vielen Dank, Nadja!) auch ein Fenipic plus). Die Sightseeing-Tour führte uns nach „Erdbeerhausen“ bzw. Frutillar. Dort hat’s ein Museum der deutschen Einwanderer, die zwischen 1850 und 1900 in die Gegend zogen und diese erst urbar machten (http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Minderheit_in_Chile). Die Thematik ist spannend, das Museum sehr hübsch (ein kleiner „Ballenberg“) und der Schokoladekuchen im Café nebenan auch nicht zu verachten.

Lunch und den weiteren Nachmittag verbrachten wir am Strand, wobei wir das erste Mal in Kontakt mit den „Riesenbremsen“ kamen. Corsin zog schon wieder ein Sonnenbrändchen ein, diesmal ein Missverständnis zwischen ihm und Daniela in Bezug auf den Zuständigkeitsbereich beim Eincrémen.











Nachdem unser 2011 vier Stunden länger als üblich gedauert hatte, rutschten auch wir gut ins neue Jahr über. Schiefgehen sollte in diesem eigentlich nix, haben wir doch sämtliche chilenischen Traditionen gefrönt: Linsen und 12 Traubenbeeren essen und eine Ähre eines Korns in der Hand haben. Im Silverstermenue war zudem eine ganze Flasche Champagner inbegriffen (neben diversem anderen Alkohol, daher also der hohe Preis!), sodass wir auch anstossen konnten (und die nächsten zwei Risottos damit verfeinern…).

Den ersten Januar starteten wir mit einem Hamburger: die Frühstückslady des Casa Azul war am Morgen wohl noch daran, die Partynacht zu verarbeiten und der geschäftstüchtige Kellner des Restaurants, in dem wir schliesslich landeten, lockte uns mit der Antwort auf die Frage nach Frühstück: ja, kein Problem wir haben Café und Sandwiches (oder ist ein Hamburger etwas anderes?). Unser erster Wanderversuch bei den Wasserfällen des Río Petrohué wurde schon im Keim erstickt: schon als wir auf den Parkplatz fuhren, fuchtelten die anderen Besucher verdächtig mit Kleidern oder Ästen um sich. Mit dem Aussteigen wurde uns sofort klar warum: es hatte Tausende von den „Riesenbremsen“, die sich auf alles stürzten, das sich bewegte. Selbst das Fötelen wurde zur Herausforderung: Daniela schwenkte ihr Käppi über sich und Corsin, während dieser rasch knipste.

Den nächsten Wanderversuch machten wir bei der Skistation am „Bilderbuchvulkan“ Osorno. Die Strasse schlängelt sich (geteert!) durch den dichten Wald den Bergrücken hoch bis über die Baumgrenze. Die Baumgrenze war glücklicherweise auch die Bremsengrenze, sodass wir uns oben aus dem Auto wagen und sogar ein paar Schritte gehen konnten. Die Aussicht war grandios – sowohl auf die Wälder, Seen und Vulkane als auch auf die Gletscher des Osornos. Insgesamt war der Tag aber eher von Motor- als von anderem Sport geprägt – diesen genossen wir dafür später noch ausgiebig, da alle Bewohner der Region den freien Tag am See verbrachten und dementsprechend die Uferstrasse am Abend verstopft war.

Nach den "Ferien vom Reisen" geht’s nun wieder weiter mit "Reisen statt Ferien" wie es ein berühmtes Reisebüro so schön ausdrückt. Wir sind langsam etwas zappelig freuen uns sehr auf das nächste Abenteuer auf dem Velo: die Carretera Austral…


Tankwart der Woche: 

Auf unserer Fahrt nach Süden steht doch ab und an ein Tankstopp an. Die chilenischen Tankstellen sind noch alle bedient und man tankt nicht selber und jedes Mal werden wir gefragt, ob die Scheibe geputzt werden soll. Nachdem wir immer verneint haben, weil man ja schon noch raus sieht, finden wir eines Tages „warum nicht?“ und lassen die Scheibe putzen. Corsin steht neben dem Wagen und schaut dem Tankwart zu als auf einmal ein heftiges Plätschern zu hören ist – als er sich umdreht, sieht er wie der Tank am Überlaufen ist und wie das Benzin dem Wagen nach auf den Boden plätschert. Der Griff lässt sich aber nicht lösen und das Plätschern geht weiter bis der Tankjunge um den Wagen herumgespurtet ist und den Griff nach mehreren Versuchen lösen kann.

Den etwas ratlosen Blick haben wir schon mal in Peru gesehen, als wir die Flasche für den Benzin-Kocher auffüllen lassen wollten und der Tankfrau das gleiche Missgeschick passiert ist, nur mit dem Unterschied, dass sie sich gleich noch selber mit Benzin geduscht hatte.

Unser Tankwart meint, wir sollen das Auto von Hand etwas vorschieben, damit er den Boden mit Sand aufwischen könne – das Auto darf ich dann selber reinigen…

Wir werden auch jetzt noch jedes Mal gefragt, ob die Scheibe gereinigt werden soll, wir verneinen nun aber immer dankend – nicht weil wir durch die dicke Staubschicht noch super raussehen würden, sondern mehr damit sich der Tankwart auf sein Hauptgeschäft konzentrieren kann… Auch sonst ist Grisi unterdessen mit einer Staubschicht bedeckt, sodass ein Passant sogar mit ihm Mitleid hatte...